Ein herzlicher Gruß vom Bodensee an alle hier im Forum. Ich bin neu hier, lese schon eine Weile mit und möchte mich dafür bedanken, dass es hier Euch gibt.
Das Scheinfeld-Buch lese ich gerade zu zweiten Mal und bin auch schon über ein paar ganz, ganz dicke "Eier" gestolpert... Da heisst es: dran bleiben. Vielleicht ein anderes Mal mehr dazu.
Liebe Zaunkönigin, Anna,
heute hat mich Dein Beitrag sehr berührt. Ich kenne diese "Geschichten" und diese Gefühle der Verwirrung. Bei mir mischt es sich mit tiefem Schmerz, Trauer, Ohnmacht. Früher kam dann eine rasende Wut dazu. Vielleicht, um das Ganze überhaupt aushalten zu können ? Ist eine lange Geschichte, - meine Geschichte und meine Kreationen
Erst vor wenigen Wochen (nach dem ersten Lesen des Scheinfeld) häuften sich all diese Dinge wieder. Zwei kleine Spatzenjungen wurden aus einem Nest im Dachgiebel des Hauses, in dem ich hier wohne, von ihrem Vater bei seinem Abflug mit heraus gerissen. Ich stand genau in dieser Sekunde auf der Terrasse und hörte und sah, wie die Beiden auf dem Boden aufprallten. Einer war schon etwas größer und fing den Sturz mit Flattern ab. Der Zweite, der Kleinere riss sich beim Aufprall ein Beinchen ab, schlug sich Kopf und Flügel blutig. ...
Die Eltern kümmerten sich natürlich um die Jungen, der Größere reagierte auf ihre Rufe ... und ich liess diesem Teil der Geschichte ihren Lauf. Den Kleinen hielt ich in meinen Händen ... Das Gefieder war schon vollkommen ausgebildet ... aber sooo klein, dieses Wesen, so zart - und so verletzt. Ich musste weinen, weinen, weinen, - es brach mir fast das Herz. Die Wärme meiner Hände und die Energie taten ihm gut, er kuschelte sich richtig hinein. Ich fuhr mit einem Freund, den kleinen Spatz in meinem Händen, zum Tierarzt im Dorf. Es war Sonntag, aber der Arzt hält sich nicht an "Schalterstunden", wenn es um Notfälle geht.
Während der Fahrt sauste mir alles Gelesene im Kopf herum, Qantenheilung, Prozess, Illusion ... Du weißt schon, oder ? Ich machte den Prozess. Voll rein. In diese altbekannten Gefühle: tiefer Schmerz, Trauer, Ohnmacht ... . Ich betete. Ich wünschte. Ich sah den Vogel in Gedanken kerngesund davon fliegen ins Blau des Himmels. Ich hielt ihn in meinen Händen an meinem Herzen. Es brannte vor Liebe und Mitgefühl.
Der Tierarzt nahm das kleine gefiederte Wesen aus meinen Händen. Ihm entfuhr: "mein Gott, ist der klein". Er untersuchte ihn - und schüttelte den Kopf. Das hieß: einschläfern. Und er erzählte mir, dass am Tag vorher seine junge Katze vor dem Haus überfahren wurde ... Ihm standen die Tränen in den Augen. ...
Ich nahm den kleinen toten Vogelkörper mit nach Hause. Ich bettete ihn in ein halb fertiges Vogelnest, welches ich am Morgen desselben Tages im Garten gefunden hatte. Aus meiner Vogelfedersammlung gab ich ihm ein paar schöne große Schwingen mit dazu - verbunden mit dem Wunsch, dass er weit und hoch in den Himmel fliegen möge, wo immer er jetzt auch sei. Am Abend bereitete ich ihm seine letzte Ruhestätte unter einem Lebensbaum.
Mir gingen diese Bilder und Gefühle tage- und nächtelang nach. Erst eine Woche vorher wurde eine Katze genau neben mir von einem Auto überfahren. Ich war joggen, stoppte an einer kleinen Dorfstraße, um ein Auto vorüber zu lassen (das einzige Auto dort ... da fahren nur extrem selten welche). Und just in diesem Moment (!) sprang eine Katze neben mir aus dem Gebüsch, rannte über die Straße, direkt unters Auto. Sie starb in meinen Händen.
Ich dachte, ich werde verrückt in diesen Tagen. Und fragte mich, ob das Lesen des Scheinfeld-Buches all diese Dinge ausgelöst hatte, die ich von früher nur zu gut kannte. ... Die schmerzhaften Gefühle, die Trauer, die Ohnmacht - es kam mit voller Wucht zurück. Also: Prozess, Prozess, Prozess ... aber es half immer nur ganz kurz. ... Leider.
Dann fiel mir "zufällig" ein Buch in die Hände. Und dort fand ich etwas, was eine tiefe, heilsame Wirkung hatte. ("Verlorene Geheimnisse des Betens" von Gregg Braden. Im Speziellen das dritte Kapitel "Segen ist die Erlösung".) Es würde zu weit führen, es hier in seiner Gänze wiederzugeben.
Aber vielleicht in Kürze, es geht darum zu segnen:
1) den/die, der leidet.
2) den/die, der das Leid hervorgerufen hat (der schwierigste Teil) -
sowie (und das kannte ich bis dahin nicht bzw. auch Braden schreibt, das dieser Teil der Segnung meist unbeachtet bleibt)
auch den,
3) der das Leid/den Schmerz der verursacht wird, miterlebt.
Braden erzählt hier im Buch auch eine Geschichte aus seinem Leben, eine Geschichte mit einem schwarzen Katzenkind, welches zu seinem geliebten Gefährten wurde. ... Eine wunderbare Geschichte - und eine zutiefst Traurige.
Er beschreibt dann den Prozess des Segnens - und sagt: selbst ausprobieren, ... machen. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal ... Immer wieder ... So lange bis ... Ja, bis was ?? Ich las nicht weiter, denn ich wollte es versuchen. Ich war so aufgewühlt, da er mit seiner Geschichte alles ansprach, was in mir - schon so lange - wirkte und immer nur Verwirrung, Schmerz, Trauer, Ohnmacht, etc. auslöste.
Es war heftig ... Aber dann plötzlich ... ... ...
Am nächsten Morgen las ich das Kapitel zu Ende - und er beschrieb die Wirkung dieses Prozesses des Segnens genau so, wie ich ihn am Abend zuvor selbst erlebt hatte.
Vielleicht liest Du das Buch einmal, wenn Du magst oder sich die Gelegenheit findet ? Hier kurz der Prozess des Segnens.
Ich zitiere:
"Der Schlüssel dazu, Segen zu bekommen, ist, ihn zu schenken. Finde einen Ort an dem du dich ungestört zurückziehen kannst und niemand zuhört. Sprich nun die folgenden Sätze laut aus.
1
"Ich segne .............................." (setze hier den/die Namen der Personen oder desjenigen ein, die leidet/leiden oder gelitten haben).
2
"Ich segne .............................." (setze hier den/die Namen derer ein, die den Schmerz verursacht haben. Sei dabei so präzise wie möglich).
3
"Ich segne mich selbst in meiner Anteilnahme."
Er schreibt: man muss es vielleicht mehrmals probieren. Das hat seine Gründe, da wir um überleben zu können, gelernt haben, Verletzungen und Schmerz irgendwie zu bewältigen/wegzustecken, etc. Es ist wie ein Schutzpanzer, der durchdrungen wird. Also, weitermachen. Wiederholen, noch mal wiederholen. Auch nicht aufhalten lassen, wenn der Schmerz noch größer wird, wenn Tränen fließen ... Der, die das, was das Leid verursacht hat genau benennen. Vielleicht fällt Dir mehreres dazu ein. Egal. Benennen - und segnen.
Segen ermöglicht, den Schmerz aus unserem Körper, wo er gespeichert ist, hinaus fliessen zu lassen. Es heißt: man weiß genau, wann dieser Prozess des Segnens beendet ist. ... Und obwohl der Grund/das Geschehen für den Schmerz dadurch ja dennoch nicht nicht existiert/e (und sei es eh nur eine Illusion im Sinne von Scheinfeld ...), empfindet man das dann anders. Er sagt: man kann es nicht mit Worten beschreiben, man muss es erleben.
Und dem kann ich nur zustimmen. Es hat einen riesigen, schier unentwirrbaren Knoten in Bezug auf diese o.g. Situationen/Gefühle/Erfahrungen in mir gelöst.
Insbesondere Punkt 3, denke ich. Er schreibt dazu sinngemäß: "Außer denjenigen, die vom Leid betroffen sind und denen, die es versucht haben, gibt es auch die, die damit umgehen müssen, was davon übrig bleibt. Das sind wir. (...) Und obwohl man sich selbst leicht vergisst, wenn andere leiden, sind es auch unsere Reaktionen und Gefühle, die in uns zurückbleiben, die die Botschaft festlegen, die wir dem "Geist Gottes" schicken wenn wir eine Tragödie verfolgen." Letztlich ist es die Art, wie wie sowohl als Individuen als auch als kollektiv empfinden, die den leeren Raum des Bewusstseins füllt (...) ..."
Ich grüße Dich und Deine Schutzbefohlenen ganz herzlich und wünsche Euch alles erdenklich Liebe,
Gabi